Suchen Sie als Unternehmer in der Technikbranche händeringend nach Mitarbeitern? Haben gute Mitarbeiter in ihrem Unternehmen bereits gekündigt, obwohl Sie wirklich gut zahlen?
Inhaltsverzeichnis
Fachkräftemangel in der „unflexiblen“ Technikbranche
Bestimmt ist Ihnen das Problem des Fachkräftemangels bekannt, denn wie den meisten Unternehmen in der DACH Region fehlen Fach- und Arbeitskräfte.
Junge Arbeitskräfte überlegen sich heutzutage ausgiebig, wo sie zukünftig arbeiten möchten. Das Gehalt spielt zunehmend eine Nebenrolle, die Sinnhaftigkeit der Arbeit und die Work-Life-Balance dafür eine umso grössere. Wenn es finanziell passt, wählen junge Arbeitskräfte vermehrt eine Anstellung mit Teilzeitmöglichkeiten oder ein flexibles Arbeitszeitmodell. Das passt gut in die Familienplanung, weil oft beide Elternteile erwerbstätig sind. Die Zeiten sind vorbei, in denen der Mann arbeitet und die Frau zu Hause auf Kind und Haus schaut.
Wenn Sie nun zum Typ Unternehmer gehören, der nur Vollzeit-Mitarbeiter anstellen will, werden Sie in Zukunft ein Problem haben und der Fachkräftemangel wird Sie besonders treffen.
Wenn Sie als Unternehmer hingegen offen sind und Ihr Unternehmen hinsichtlich Arbeitszeitgestaltung attraktiver machen wollen, ist dieser Artikel für Sie!
Im Folgenden stelle ich Ihnen vor
- Welche Arbeitszeitmodelle es gibt und welche davon sich besonders für die Technikbranche eignen,
- welche Hürden und Voraussetzungen es zu berücksichtigen gibt, wenn Sie flexible Arbeitszeitmodelle in Ihrem Unternehmen einführen möchten und
- mit welchen Tipps Sie sofort in die Umsetzung gehen können.
Verschiedene Arbeitszeitmodelle (Auswahl)
4-Tage-Woche
Die 4-Tage-Woche ist für Sie ein interessanter Ansatz, wenn Sie das Maximum aus Ihren Arbeits- und Fachkräften herausholen möchten. Ihre Mitarbeiter erledigen die Arbeit von 5 Tagen in gerade mal 4 Tagen. Bei einer Wochensollzeit von 40 Stunden macht das bei einer 4-Tage-Woche 10 Stunden pro Tag.
Die Arbeiten können über die einzelnen langen Tage mit guter Qualität erledigt werden, weil die Mitarbeiter spätestens ab 17 Uhr weniger vom Tagesgeschäft „abgelenkt“ werden.
Zudem sind Ihre Mitarbeiter nach „Feierabend“ für ihre Kunden (z. B. für Support) noch erreichbar. Das ist hilfreich, wenn Privatkunden den ganzen Tag arbeiten, abends nach Hause kommen und dann ein Problem mit ihrem System feststellen, bei welchem sie Hilfe benötigen.
Firmenkunden werden vorzugsweise über den ganzen Arbeitstag betreut. Dabei bleibt für den „4-Tage-Woche Mitarbeiter“ nach 17:00 Uhr Zeit, um den „Papierkram“ zu erledigen und nach Bedarf die Privatkunden zu betreuen.
Ein weiterer Vorteil für ihre Mitarbeiter: Sie müssen keine Lohneinbussen in Kauf nehmen und haben einen Tag „mehr“ Freizeit zur Verfügung.
Vorsicht ist geboten: Die Arbeitsbelastung pro Tag ist nicht für jeden geeignet, auch wenn das viele im ersten Moment nicht zugeben möchten. Die Konzentrationsfähigkeit kann nach den ersten 8 Stunden rapide abnehmen.
Jobsharing
Das Teilzeitmodell „Jobsharing“ aus dem Englischen übersetzt bedeutet „Arbeitsteilung“. Damit ist gemeint, dass sich zwei Personen eine Arbeitsstelle aufteilen. Das gibt Ihnen die Möglichkeit zwei Personen in einem Fachgebiet einzusetzen, welche sich abwechseln, um eine 100 % Stelle abdecken zu können. Die Verteilung kann auf die beiden Mitarbeiter zu jeweils 50 % aufgeteilt werden, oder zu (fast) jeder anderen beliebigen Teilung.
Nehmen wir an, die Stelle des Kundendienstleiters wird mittels Jobsharing zwischen zwei Personen aufgeteilt. Von Montag bis Donnerstag arbeitet Max und am Freitag arbeitet Hannes als Kundendienstleiter. Dabei kann es auch sein, dass Hannes lediglich mit 20 % Teilzeit angestellt ist. Auch möglich ist, dass Hannes normalerweise zu 80 % als Projektleiter tätig ist und am Freitag zu 20 % den Job als Kundendienstleiter ausführt.
Von den beiden wird ein laufender Wissensaustausch verlangt, sodass jeder für den anderen einspringen kann, sollte einer der beiden wegen Krankheit ausfallen. Für Jobsharing gibt es keine Grenzen. Es ist eine Frage der Kommunikation zwischen den beiden Fachkräften stets auf dem letzten Wissensstand zu sein. In diesem Zusammenhang empfehle ich dringend ein Wissensmanagement, damit so viele Informationen wie möglich erfasst werden können. Ein Wissensmanagement ist eine Ansammlung von Informationen. Das kann wie in Wikipedia abgebildet werden, einfach für Ihre Firma.
Wenn Max mit Ihrem Kunden etwas festlegt, muss er diese Information in einem Wissensmanagement erfassen und Hannes davon in Kenntnis setzen.
Ein Vorteil von Jobsharing in der Technikbranche ist die Verteilung von Fachwissen auf zwei oder mehr Personen. Falls eine Person das Unternehmen verlässt, müssen Sie nicht befürchten, dass das Wissen verloren geht.
Ein weiterer Vorteil dieser Variante ist die Möglichkeit von 10, 20 oder 30 % Arbeitspensen zu generieren und somit begehrte Teilzeitstellen zu schaffen.
Das Jobsharing Modell eignet sich besonders gut für Mitarbeiter, welche vorwiegend in einem Büro zusammenarbeiten. Das beinhaltet Führungspersonal, aber auch Projektleiter, welche vorwiegend im Büro ihrer Arbeit nachgehen.
Gleitzeit / Flexible Arbeitszeit
Bei Gleitzeit spricht man bei einem „Plus Saldo“ nicht von Überstunden, da der Mitarbeiter dieser Plus-Saldo durch geringere Anwesenheitszeiten wieder abbauen kann. Dieses Aufsummieren und Verringern der Arbeitszeit lautet Gleitzeit oder flexible Arbeitszeit.
Von Überstunden spricht man erst, wenn die gesetzlich wöchentliche Höchstarbeitszeit überschritten wird.
In der Schweiz sind das 50, in Deutschland und Österreich 60 Arbeitsstunden. Erst nach diesen Stunden wird von Überstunden oder Überzeit gesprochen. Diese müssen bei Ihrem zuständigen Amt angemeldet werden. Diese Überstunden werden mit einem anderen Lohnansatz vergütet. Informieren Sie sich in jedem Fall vorab über das geltende Arbeitsrecht und die Dienstverträge.
Beim Gleitzeit-Modell hat der Mitarbeiter also die Möglichkeit pro Woche bis zu 10 Stunden (Gleitzeit) mehr zu arbeiten, ohne dass „echte“ Überstunden anfallen. Er kann ausserhalb der Blockzeit mit dem Zeitsaldo eigenverantwortlich jonglieren. Wenn die Blockzeit betroffen ist oder er einen ganzen oder halben Tag freihaben möchte, muss dies mit dem Vorgesetzten abgesprochen werden.
Abbildung 1: Beispiel Blockzeiten
Die obige Abbildung 1 ist ein Beispiel, wie Sie in Ihrer Unternehmung Ihre Arbeitszeiten strukturieren können. Dies kann je nach Dienstvertrag und Arbeitsrecht variieren. Die Blockzeiten in hellblau dargestellt, bildet die Basis, wo Ihre Mitarbeiter für Ihre Kunden erreichbar sind. Falls dies nicht möglich ist, muss eine entsprechende Abwesenheitsmeldung vom Mitarbeiter an seinen Abteilungsleiter eingereicht werden. Die Zeiten zwischen 06:00 Uhr bis 07:30 und 17:00 bis 19:00 Uhr können von Ihren Mitarbeitern freiwillig dazu genutzt werden, um ihr eigenes Gleitzeitkonto aufzufüllen.
Gleitzeitmodell: Beispiele aus der Praxis
Nehmen wir einmal an, dass Anna, eine unserer Mitarbeiterinnen, nach der obigen Abbildung „Blockzeiten“ arbeitet. Anna ist es freigestellt, wann Sie Ihren Arbeitstag startet, solange die Blockzeiten eingehalten werden. Blockzeiten sind in diesem Fall Blockzeiten sind Zeiten, in denen Ihre Mitarbeiter z. B. auch für Ihre Kunden zur Verfügung stehen sollten.
Anna könnte nun beispielsweise an einem Tag von 06:00 Uhr bis 16:30 arbeiten. Damit beträgt ihre Arbeitszeit bei einer Mittagspause von 30 Minuten 10 Stunden. Bei einer täglichen Sollzeit von 8 Stunden macht Anna damit zwei Stunden plus. Diese Mehrstunden werden auf Annas Gleitzeitkonto gutgeschrieben.
Jonas, ein weiterer Mitarbeiter in unserer Firma, beginnt seinen Arbeitstag immer um 08:00 Uhr und arbeitet bis 16:30. Mit der geforderten Mittagszeit von 30 Minuten erreicht er seine 8 Sollstunden. Jonas hat damit kein Plus oder Minus auf seinem Gleitzeitkonto gemacht. Ob Jonas sein Gleitzeitkonto auffüllen will, ist ihm überlassen, solange er die Blockzeiten einhält.
Claudia war fleissig und hat seit einigen Monaten ein Gleitzeitkonto von plus 33 Stunden angehäuft. Heute beginnt sie ihren Arbeitstag um 07:30 und beendet diesen um 12:00. Sie hat 4.5 Stunden gearbeitet und von ihrem Gleitzeitsaldo nun 4 Stunden abgebucht bekommen. Davor hat sie ihren Vorgesetzten darüber informiert, dass sie am Nachmittag nicht erreichbar ist und die Freigabe dafür bekommen. Damit erreicht sie am Ende des Tages einen neuen Gleitzeitsaldo von plus 29 Stunden auf ihrem Konto.
Immer in Anbetracht der Blockzeiten muss die Gleitzeit zum Standard werden. Es ist für Mitarbeiter und Arbeitgeber eine Win-win-Situation. Die Arbeitszeiten können flexibler von Ihren Mitarbeitern umgesetzt werden. Gleichzeitig wird der administrative Aufwand verringert, wenn ein Mitarbeiter mal eine Stunde früher nach Hause geht.
Auch im Zusammenhang mit Homeoffice und flexiblem Arbeitsplatz kann ich Ihnen das Gleitzeitmodell sehr empfehlen. Nehmen wir an, ihr Mitarbeiter beendet sein Projekt beim Kunden am Nachmittag. Anstatt dass Ihr Mitarbeiter in ihren Hauptsitz fährt, um dort noch den Bürokram zu erledigen, macht er den Papierkram bei sich zu Hause. Dann beendet er seinen Arbeitstag frühzeitig, um noch etwas Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
Teilzeit
Die klassische Teilzeit, also weniger als 40 Stunden in der Woche arbeiten, ist für viele Betriebe in der Technikbranche noch ein Novum.
Ich habe schon viele Gründe dazu gehört:
- „Es war schon immer so, dass unsere Mitarbeiter 100 % bei uns arbeiten. Daran ändern wir nichts.“
- „Die Leute sollen froh sein, dass Sie überhaupt bei uns arbeiten dürfen und einen Job haben.“
- „Ich will so viel von meinen Mitarbeitern wie möglich, Teilzeit kommt mir nicht ins Haus.“
Wenn auch Sie jemand sind, der so denkt und sich jetzt schon schwer damit tun, gute Mitarbeiter zu finden, werden Sie in naher Zukunft ein noch grösseres Problem haben. Sie haben die Wahl: eine Vollzeitstelle unbesetzt lassen oder diese durch zwei neue fähige Mitarbeiter zu ersetzen, die jeweils 50 % Teilzeit arbeiten. Ich sehe darin den grossen Vorteil, dass das Wissen nun auf zwei Personen aufgeteilt wird und Sie damit solider auf Personalschwankungen vorbereitet sind.
In der Praxis könnte das wie folgt aussehen: Gehen wir davon aus, dass eine Vollzeitbeschäftigung in der Technikbranche 40 Stunden pro Woche beträgt, das sind 8 Stunden an 5 Arbeitstagen.
Je nach Anforderung an die Arbeitsstelle, das Tagesgeschäft und den Wunsch Ihrer Mitarbeiter können Sie entscheiden, welche Teilzeit-Varianten möglich sind.
Ein 80-% – Pensum könnte sich für eine Woche etwa wie folgt aufteilen:
- 4 Arbeitstage mit 8 Stunden pro Tag
- 4 Arbeitstage mit 7 Stunden und 1 Arbeitstag (z. B. Freitag) mit 4 Stunden
Teilzeit in der Technikbranche bedeutet nicht zwingend, dass der Support für die Kunden oder das Tagesgeschäft darunter leidet.
Nehmen wir an, ein Mitarbeiter möchte nur noch 50 % arbeiten. Nun können Sie sich gemeinsam überlegen, ob eine Aufteilung von Montag bis Mittwochmittag Sinn ergibt. Damit wird unter anderem die Arbeitswoche für den Mitarbeiter halbiert, er steht für den Kunden jedoch an zwei ganzen und einem halben Tag hintereinander zur Verfügung.
Wenn Sie oder Ihre Kunden Ihren Mitarbeiter täglich benötigen, weil bestimmte Tätigkeiten täglich erledigt werden müssen, ist es z. B. besser, wenn er jeden Tag, dafür aber nur vormittags oder nachmittags arbeitet.
Wenn ein Mitarbeiter von Ihnen seinen Job von einer 100-%-Stelle auf ein 80-%-Pensum reduziert, wird automatisch eine 20-%-Stelle geschaffen. Diese Stelle kann u. a. über das Jobsharing-Modell abgedeckt werden. Diese Vorgehensweise empfehle ich eher für Stellen wie Projektleiter oder Kundendienstleiter und nicht so sehr für Techniker.
Dennoch gibt es zahlreiche Tätigkeiten, welche kleine Pensen für Techniker zulassen, zum Beispiel:
- Lagerbewirtschaftung,
- Materialbeschaffung,
- Zusammenstellen von Kleinmaterial,
- Materialüberprüfungen,
- Rücksendungen usw.
Es gibt zahlreiche Arbeiten, welche über die Woche anfallen. Überlegen Sie sich: welche Arbeiten möchte ich meinen „besten“ Techniker abnehmen, um damit seinen Rücken freihalten zu können?
Abschliessend kann festgehalten werden, dass Teilzeit mehr ist, als weniger zu arbeiten. Es bildet die Grundlage, damit Sie in Zukunft mehr Fachkräfte einstellen können, welche nur 20, 30, 50 oder 80 % von ihrer Zeit an Sie abtreten können oder wollen.
10 Vorteile von flexiblen Arbeitszeitmodellen in der Technikbranche
Was sind nun die grossen Vorteile, wenn Sie– besser heute als morgen –die Einführung von flexiblen Arbeitszeitmodellen in Ihrem Unternehmen umsetzen?
- Sie heben sich von ihren Mitbewerbern ab (Image und Unternehmenskultur).
- Mit der Schaffung von Teilzeit Pensen z. B. 80 %, erschaffen Sie automatisch kleine Pensen von 20 %, welche Ihr Unternehmen attraktiv machen, da sie eine breitere Arbeitnehmerschaft ansprechen kann.
- Sie steigern die hoch gewertete Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter.
- Sie ermöglichen mehr Arbeitskräften (z. B. Vätern oder Müttern), bei ihnen zu arbeiten.
- Fachwissen kann auf mehrere Personen aufgeteilt werden und geht nicht verloren, wenn eine davon ihr Unternehmen verlässt.
- Es kommt automatisch zu einer erhöhten Produktivität und Leistungsbereitschaft, weil der Teilzeit Mitarbeiter mehr freie Zeit für sich pro Woche hat.
- Sie gewinnen leichter Fachkräfte, weil bei einigen die Lebenssituation nur Teilzeit zulässt und deshalb nie ein 100 % Pensum infrage kommen wird
- Junge Arbeitskräfte werden weniger abwandern, weil viele von Ihnen eigene Ideen haben, welche Sie umgesetzt sehen. Teilzeit kann dabei eine optimale Unterstützung sein, weil sich der Mitarbeiter eine Anstellung sucht, wo es möglich ist ein sicheres Einkommen zu haben und nebenbei ihre eigene Idee aufzubauen.
- Sie sichern kompetente Führungsnachwuchskräfte, weil Arbeiten in der Technikbranche meistens einen stressigen Alltag mit sich bringen und weder Geld noch Status helfen, diese Arbeitskräfte zu behalten. Ein dreitägiges Wochenende dagegen ist für manche ein wahrlicher Pluspunkt!
- Sie bieten die Chance zur altersgerechten Arbeitszeit oder Aufbesserung der Rente nach der Pension und behalten so ältere, fähige Arbeitskräfte länger im Unternehmen.
Herausforderungen bei flexiblen Arbeitszeitmodellen in der Technikbranche
In Bereich der Technikbranche begegnen uns einige Hürden, welche es aus Ihrer Sicht schwierig machen könnten, Teilzeit anzubieten.
Natürlich möchten Sie Ihre Mitarbeiter zu 100 % auslasten und keine wertvollen Möglichkeiten verschwenden.
Sehen Sie es als Chance, neue Mitarbeiter zu gewinnen, welche nicht 100 % von ihrer Zeit für Sie zur Verfügung haben. Es werden dennoch viele, vielleicht sogar die meisten Ihrer Mitarbeiter weiterhin nur 100 % Pensen wollen.
Wie Sie vermeintliche Herausforderungen gut bewältigen können, zeige ich Ihnen nachfolgend.
Verfügbarkeit
Ein Hauptpunkt ist die Service- und Verfügbarkeit von Support in der Technikbranche. Sobald komplexe Steuerungen, Geräte und Software eingesetzt werden, um die Haus- und Gebäudetechnik sicherzustellen, muss selbstverständlich 24/7-Support geboten werden können.
Ein 24/7 Support kann sehr wohl auch mit Teilzeit abgedeckt werden – es muss nur schlau umgesetzt werden!
Sie können mit Teilzeitpensum die Verfügbarkeit Ihrer Fachkräfte sogar noch erhöhen, wenn Sie die 4-Tage-Woche mit Teilzeit kombinieren. So z. B. kann auch nach 17:00 Uhr Support für die Privatkunden geleistet werden.
Zum Beispiel kann der Techniker Tom von Montag bis Donnerstag in einer 4-Tage-Woche arbeiten. Dabei deckt er einen grossen Teil des Kundensupports ab, wenn er auch noch nach 17 Uhr Support bieten kann.
Der Uwe arbeitet in Teilzeit von Mittwoch bis Freitag und kann damit den Freitag abdecken, wo Tom nicht arbeitet. An den überschneidenden Tagen können beide Techniker Ihren Wissensstand austauschen.
Ebenfalls ist es möglich, mit dem Jobsharing-Modell die Verfügbarkeit hochzuhalten, während Sie das Wissen auf mehrere Personen verteilt haben.
Verschiedene Unternehmen aus der Technikbranche sollten sich in Sachen erweiterte Teilzeitmodelle die IT-Branche zum Vorbild nehmen. Dort werden schon seit vielen Jahren Teilzeitmodelle erfolgreich eingesetzt.
Im Bereich der Haustechnik etwa werden seit Jahren immer mehr elektronische und IT-angelehnte Geräte eingesetzt. Mittlerweile werden die Tätigkeiten von der reinen IT-Branche zur Haustechnik immer ähnlicher. Auch und vor allem, was der Support betrifft.
Während die IT-Branche bereits seit den frühen 90er gelernt hat, Kundensupport zu gewährleisten, ist sich die Haustechnik noch zu wenig bewusst darüber, was komplexe Systeme auslösen. Die Verfügbarkeit einer Ansprechperson bei einem Problem wird immer wichtiger, weil mit mehr Möglichkeiten mehr Fehlbedienungen passieren können.
Die Verfügbarkeit der richtigen Ansprechpersonen für Kundensupport zu gewährleisten, ist wichtig. Überlegen Sie sich genau, bei welchen Ihren Mitarbeitern das Wissen liegt (Wissensträger), damit sie die Verfügbarkeit auch mit Teilzeitstellen gewährleisten können.
Schauen Sie, dass Ihre Wissensträger an den Tagen mit erhöhtem Kundensupport erreichbar sind oder an diesen Tagen arbeiten. Aus meiner Erfahrung ist das klassisch der Freitag und der Montag.
Ortsgebundenheit
Ein Knackpunkt in der Technikbranche: Vieles, wie Reparaturen, müssen meistens vor Ort repariert und erledigt werden. Remote-Zugriffe zu den Systemen können helfen. Aber wenn Sie eine Leitung oder ein Elektronik-Bauteil ersetzen müssen, dann muss einer Ihrer Mitarbeiter vor Ort sein.
Sie können die Herausforderung der Ortsgebundenheit über eine gute zeitliche Abdeckung Ihres Personals über die Arbeitswoche und in den Bereitschafts-Dienst Stunden lösen. Dazu brauchen Sie einen fähigen Abteilungsleiter, welcher die Mitarbeiter koordiniert. Auf andere Art formuliert: Die Abteilungsleiter müssen die verfügbaren Mitarbeiter einteilen können, um den Kundensupport zu gewährleisten. Eine Möglichkeit besteht darin, dass jeweils ein Mitarbeiter auf „Abruf“ parat steht für allfällige Einsätze bei Kunden.
Organisation
Die Organisation der verschiedenen Teilzeitmodelle in ihrer Unternehmung muss gut durchdacht sein. Es müssen sämtliche Beteiligte am selben Strang ziehen, damit flexible Arbeitszeiten effizient eingesetzt werden können. Die Organisation von Teilzeitmodellen benötigt am Anfang etwas Planung und Einführungszeit. Vor allem benötigt es die Akzeptanz der zuständigen Personen wie Ihren Kundendienstleiter, die Mitarbeiter, welche 100 % angestellt sind. Aber vor allem müssen Sie als Geschäftsführer mit Leib und Seele dahinterstehen.
Die Herausforderungen bei der Organisation Ihrer Mitarbeiter im Teilzeitpensum ist vor allem am Anfang zu beachten. Informationen und Abläufe (Prozesse) müssen ersichtlich und verständlich sein. Ihre Abteilungsleiter müssen ein glasklares Bild davon haben, wann die Mitarbeiter verfügbar sind und welche Aufgaben erledigt werden. Zu guter Letzt, müssen die Arbeitszeiten und Lohnentschädigungen lückenlos und am besten automatisiert erfasst werden.
Voraussetzungen für flexible Arbeitszeitmodelle in der Technikbranche
Wenn Sie bereit dafür sind, ein flexibles Arbeitszeitmodell in Ihrem Unternehmen einzuführen, benötigen Sie einige Voraussetzungen. Spätestens seit der Covid-Krise sollten einige dieser Voraussetzungen in den meisten Firmen der technischen Branchen schon zum Standard gehören.
Remote Work erlauben
Telearbeit, Remote Work, Homeoffice und hybrides Arbeiten sind Begriffe, die oft im Zusammenhang mit „flexiblen Arbeitszeitmodellen“ erwähnt werden. Dabei ist im Kern der Sache lediglich gemeint, dass Ihre Mitarbeiter von überall her arbeiten können. Ob Ihre Mitarbeiterin für bestimmte Arbeiten zu Hause oder in einem Café sitzt, während sie ihren Arbeitsbericht schreibt, darf keine Rolle mehr spielen.
Technische Ausstattung und Zugriff zur Verfügung stellen
E-Mail, ERP und Telefon müssen flexibel eingesetzt werden können, ohne dass Ihr Mitarbeiter zum Standort des Unternehmens kommen muss. Auch sollte es ihren Mitarbeitern möglich sein, vollen Zugriff zum Dateisystem zu haben, um allfällige Dokumentationen für die Anlagen zugreifen zu können und bei Bedarf die Dokumentationen anpassen und aktualisieren können.
Achten Sie hier besonders auf Datenschutz und Datensicherheit! Sprechen Sie sich mit Ihrem IT-Verantwortlichen ab, um praktikable Lösungen zu finden, welche anwenderfreundlich sind und eine entsprechende Sicherheit nach DSGVO gewährleisten.
Passendes Zeiterfassungssystem
Sie müssen Ihr Zeiterfassungssystem so anpassen, dass alle Arbeitszeitmodelle (Teilzeit, Gleitzeit etc.) darin abgebildet werden können. Arbeitsstunden, Gleitzeit, Überzeit und Urlaub ihrer Mitarbeiter müssen korrekt und einfach (z. B. über einen Chip, Karte, App etc.) erfasst werden können.
Arbeitsrechtlicher Rahmen
Sie müssen abklären, welche Auswirkung Teilzeit auf die Sozialleistungen Ihrer Mitarbeiter hat und diese darüber unterrichten. Informieren Sie sich ausserdem über rechtliche Rahmenbedingungen.
Arbeitsverträge anpassen
Im selben Umfang müssen Sie mit Ihrer Buchhaltung sprechen und die Arbeitsverträge ihrer Mitarbeiter auf die einzelnen Arbeitszeitmodelle anpassen und ggf. erweitern.
Transparenz & Kommunikation
Informieren Sie die Belegschaft über die Einführung von Teilzeitarbeitsplätzen. Machen Sie sich Gedanken, was Sie ihren langjährigen Angestellten mitteilen. Machen Sie sich gefasst, dass einige Vollzeitmitarbeiter womöglich ebenfalls Teilzeit arbeiten möchten. Erklären Sie die Vor- und Nachteile und halten Sie zusätzliche Vorteile für die langjährigen Mitarbeiter in Ihrer Hand. Dies können z. B. Beteiligungen an der Firma sein.
Einige Mitarbeiter werden vielleicht nicht auf ein Teilzeitpensum oder ein flexibles Arbeitszeitmodell umsteigen wollen. Vielleicht, weil sie mögliche Lohneinbussen befürchten oder Angst vor Veränderungen haben.
Zeigen Sie Verständnis. Streuen Sie in Ihrem Unternehmen die verschiedenen Arbeitspensen und -modelle über Ihre Mitarbeiter möglichst breit, aber drängen Sie niemanden zur Veränderung. Damit können Sie erneut sicherstellen, dass Sie solider gegen Mitarbeiterwechsel- und Abgänge aufgestellt sind.
Ihre Einstellung als Unternehmer und Führungsperson
Nicht zuletzt braucht es eine Änderung ihrer Einstellung als Chef oder Führungskraft.
Sie müssen flexibel werden, über den Tellerrand hinausdenken, denn nur so wird es gelingen, Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu halten.
Einführung von flexiblen Arbeitszeitmodellen in der Technikbranche: Tipps für Arbeitgeber
- Sprechen Sie Ihre Mitarbeiter von sich aus über die Möglichkeiten zur Teilzeit oder flexiblen Arbeitszeitmodellen an. Es kann gut sein, dass Mitarbeiter keine Lohnerhöhung wollen, sondern einfach am Freitag zwei Stunden früher ins Wochenende gehen möchten. (siehe Anfang, Reduktion bei vollen Bezügen!)
- Lassen Sie sich einen Onlinezugang zu Ihrer Zeiterfassung einrichten, damit Ihre Mitarbeiter flexibel von überall her ihre Zeiten eintragen können und Ihre Buchhaltung weniger Aufwand hat.
- Starten Sie Ihr Teilzeitangebot mit einem oder zwei flexiblen Mitarbeitern & einfachen Angeboten. Nehmen Sie insbesondere das interessante 4-Tage-Woche Modell.
- Wenn Sie die Einarbeitungszeit nicht unnötig hinauszögern wollen, können Sie vereinbaren, dass der Mitarbeiter mindestens ein Jahr Vollzeit gearbeitet haben muss. Informieren Sie sich hier unbedingt über arbeitsrechtliche Bestimmungen.
- Starten Sie klein. Zum Beispiel, indem sie bei einem langjährigen Mitarbeiter die Sollzeit reduzieren, anstatt das Gehalt zu erhöhen. (Immer in Anbetracht der gesetzlichen Lohnerhöhungen!)
Vertrauen gegenüber Mitarbeitern
So wichtig es ist, in Firmen flexible Arbeitszeiten anzubieten und einzuführen, so wichtig sind Disziplin und Vertrauen seitens des Mitarbeiters gegenüber Ihrer Firma.
Remote-Arbeit bedeutet womöglich, dass Ihr Mitarbeiter Sie weniger zu Gesicht bekommt. Sie als Vorgesetzter müssen dem Mitarbeiter Vertrauen entgegenbringen, damit der Mitarbeiter seine Arbeitszeit einhält. Ebenso müssen einige digitale Grundsteine gelegt werden – was aber gleichzeitig eine Investition in die Zukunft ist.
Abschluss und Fazit
Egal, wie diese Zukunft ausschaut, eines ist sicher: Es wird nie mehr so viele Arbeitskräfte geben wie heute. Die Geburtenrate zeigt ein klares Bild.
Machen Sie sich auf eine herausfordernde, aber interessante Zukunft gefasst, wo alles noch einfacher, schneller, günstiger, mit weniger Mitarbeitern erledigt werden muss. Sie werden schon bald um jeden Mitarbeiter froh sein, den Sie bekommen können. Bereiten Sie sich also schon jetzt darauf vor, dass viele dieser neuen Mitarbeiter mit attraktiven Teilzeitlösungen angezogen werden können.
Beginnen Sie noch heute wertvolle Erfahrung mit Teilzeit und deren Organisation zu sammeln. Suchen Sie noch heute das offene Gespräch mit einem Ihrer fähigsten Mitarbeiter und ebnen Sie gemeinsam neue Wege für Ihre Mitarbeiter und für Ihr Unternehmen!
Sind Sie auf der Suche nach geeigneten Teilzeitmodellen in der Technikbranche und können Unterstützung benötigen? Melden Sie sich bei mir!
Welche Gründe haben Sie, warum Sie als Vorgesetzter davor zurückschrecken, Teilzeit für Ihre Mitarbeiter anzubieten? Sie bieten Ihren Mitarbeitern bereits jetzt gute Work-Life-Balance? Schreiben Sie mir gerne Ihre Ansichten im Kommentarfeld unten.